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3. Die Herbarbestände Erläuterungen der hier mitgeteilten Daten anhand von Beispielen
Den derzeitigen [1988] Gesamtbestand der Botanischen Staatssammlung schätzen wir auf 2,25 Millionen Belege, untergebracht in 840 Herbarschränken. Seit dem Bezug des neuen Gebäudes in der Menzinger Straße im Jahre 1913 haben sich die Herbarien in ihrem Umfang weit mehr als verdoppelt. Die vorhandenen Räumlichkeiten reichen für eine herbargerechte Aufstellung längst nicht mehr aus. Entsprechend der historischen Entwicklung und ungeachtet heutiger phylogenetischer Bewertung gliedert sich das Herbar in sieben Abteilungen: (1) "Algen" (incl. Cyanobakterien), (2) "Pilze", (3) Flechten (die "Flechtenparasiten", Fungi lichenicoli, bilden eine Sondersammlung im Anhang an das Flechtenherbar), (4) Moose, (5) Pteridophyten, (6) Phanerogamen und (7) Sondersammlungen (wie Gallen, Blattminen - die Frucht- und Samensammlung versteht sich als Appendix zum Phanerogamen-Herbar, Holz- und Fossilsammlungen sind als Dauerleihgaben abgegeben).

Viele Sammlungen sind notuntergebracht; so die Algen (in den Gängen des Erd- und des 1.Obergeschosses), die Laubmoose (in den Gängen des 2. Obergeschosses), die Frucht- und Samensammlungen (in einem Kellerraum) und die Alkohol- und Großstück-Sammlungen (ihre Auslagerung in Kellerräume eines 1 km entfernten Gebäudes soll im Dezember 1988 erfolgen).

Die nachfolgend mitgeteilten Daten wurden ganz überwiegend durch Auswertung der Inventarbücher und Zugangslisten gewonnen. Die dort niedergelegten Daten sind von sehr unterschiedlicher Ausführlichkeit und Genauigkeit.

Sehr große Sammlungen sind angesichts der immerwährenden Personalnot oft nur sehr oberflächlich erfaßt worden. Solches Material wurde oft über Jahre hinweg faszikelweise präpariert, bestimmt und inseriert. Teil- oder gar Gesamtlisten, die Auskunft gäben über die geographischen Herkünfte, Sammler, über die Zusammensetzung des Materials nach systematischen Gesichtspunkten oder auch nur über die Gesamtzahl der zugegangenen Objekte, wurden dabei häufig nicht erstellt.

So sind z.B. keine Zahlen bekannt über den Umfang so bedeutender Herbarien wie der Meeresalgen-Sammlung Th. REINBOLD [Ankauf 1915 um 5026 Mark], der Moos-Herbarien A. HOLLER [Ankauf 1906 um 5.000 Mark] und P.G. LORENTZ [Ankauf 1871 um 600 Gulden], der Flechte [Schenkung 1901] und F. KAYSER [Schenkung 1877], des Kryptogamen-Herbars M. FÜRBRINGER [Ankauf 1929 um 5.000 Mark], der Herbarien von C.F.J.E. CORRENS [Schenkung 1933; "29 große Kisten mit wahrscheinlich ca. 100.000 Nummern"] und J.G. ZUCCARINI [Ankauf 1849 um 10.000 Gulden] oder bezüglich des sicherlich umfänglichen Herbars der Bayerischen Botanischen Gesellschaft [Überlassung 1932].

Im Zeitraum 1813-1950 wurden in den Münchner Herbarien (wohl auch angesichts des knappen Raumes) auf die Dokumentation der Variabilität und breitgestreuter geographischer Herkünfte der einzelnen Arten noch wenig Wert gelegt. Entsprechend wurden bei neuzugegangenen Sammlungen in den Inventarlisten oftmals die Anzahl der Arten ("135 Species") statt der Anzahl der Belege vermerkt. Exemplare derselben Art aus derselben Region (wie z.B. Tatra, Harz, Bayern) wurden bis in die Nachkriegsjahre hinein als "Dubletten" bezeichnet, ausgesondert und im Tausch abgegeben6.

Die jahrzehntelange institutionelle Trennung zwischen Kryptogamen-Sammlungen und Phanerogamen-Herbar hat zudem unterschiedliche Arten der Dokumentation von Herbarzugängen entstehen lassen.

Im Kryptogamenbereich hat der langjährige Konservator Karl von SCHÖNAU mit großer Sorgfalt über historische Fakten und die prinzipielle Zusammensetzung der Zugänge berichtet. Hier erhalten wir Auskunft, welche Teilsammlungen und Exsiccatenwerke etwa im Herbarium FÜRBRINGER enthalten waren, häufig begleitet von biographischen Notizen. Hingegen finden sich oft keine Angaben über den Umfang der Zugänge. Um den Umfang einer zugegangenen Sammlung wenigstens der Größenordnung nach abschätzen zu können, wurden (in Fällen, wo solche Daten verfügbar waren) der Kaufpreis der Sammlung oder ihr ungefährer Umfang ("12 Kisten") angemerkt.

Im Phanerogamenbereich wurde frühzeitig damit begonnen, Zugänge geographisch geordnet zu erfassen. Hier standen ausführliche, oft alphabetisch oder systematisch geordnete Listen der zugegangenen Species (leider nur teilweise mit den Namen der Sammler versehen) im Mittelpunkt. Hingegen fehlen im Phanerogamenherbar fast durchweg Daten über die generelle Zusammensetzung der großen zugegangenen Herbarien. Was an Exsiccaten und Sammlungen Dritter im riesigen Herbar CORRENS oder im Herbar der Technischen Universität München enthalten war, wurde nirgends vermerkt.

Bei der Interpretation der nachfolgend mitgeteilten Daten ist folgendes zu berücksichtigen:
  1. Das Verzeichnis ist einem INDEX COLLECTORUM entsprechend konzipiert. Wenn nicht anders angegeben, ist davon auszugehen, daß die in der Überschrift genannte Person das zitierte Material selbst gesammelt hat. Akademische Titel der Sammler sind grundsätzlich weggelassen worden (nur bei einer Minderheit von Sammlern hatten wir hierüber ausreichend Kenntnis). Biographische Hinweise werden nur für die einstigen und jetzigen Mitarbeiter der Botanischen Staatssammlung, für die Besitzer der großen zugegangenen Sammlungen, und zu einzelnen Sammlern mit speziellem Bezug zur Münchner Sammlung gegeben (in Ausnahmefällen auch dort, wo Daten ermittelt werden konnten, die sich aus den geläufigeren Nachschlagewerken nicht ergeben).

  2. Die Angaben (Ausnahmen: das Flechten- und Moosherbar) wurden allein durch sorgfältiges Auswerten von Zugangslisten, nicht durch Auswerten des Herbars selbst gewonnen. Auch von in diesem Katalog nicht erwähnten Sammlern kann vielleicht reiches Material in M hinterlegt sein. Zum Beispiel gingen viele tausend Bogen Gefäßpflanzen aus der Sowjetunion im Tausch mit sowjetischen Institutionen zu, ohne daß wir über Angaben zu den Sammlern und Sammelgebieten innerhalb der UdSSR verfügen; solche Daten wurden beim Inventarisieren leider nicht erhoben. Insbesondere im Kryptogamen-Bereich wurden vor 1940 viele Sammlungen über Botanische Tauschvereine bezogen; Hinweise auf Sammler und Sammelgebiete fehlen in den Zugangslisten sehr oft.

  3. Das im Tausch mit anderen Herbarien zugegangene Material wird nur dann unter dem Namen des Herbars (nach Akronymen alphabetisch in die Liste eingeordnet) genannt, wenn es sich um Sammelzugänge handelt, die nicht einzelnen Sammlern zugeordnet werden konnten.

  4. Exsiccatenwerke werden unter ihren Autoren (oder den herausgebenden Institutionen, falls Autoren nicht genannt sind) geführt. Waren auch die Herausgeber des Exsiccatenwerks nicht zu ersehen, so wird das Exsiccat unter seinem Titel alphabetisch zwischen die Sammler eingereiht. Die Sammler der einzelnen Exsiccaten-Nummern bleiben in diesem Katalog prinzipiell außer Betracht!

  5. Die hinter einem Land genannten Zahlenwerte stellen die Summen der zugegangenen Sammlungsbelege dar. Diese Zahlen sind wegen der oft unvollständigen Buchführung sicher oft nur Minimalwerte. Aus ihrer Addition kann der Gesamtumfang der Botanischen Staatssammlung nicht ermittelt werden.

Erläuterungen der hier mitgeteilten Daten anhand von Beispielen

1. Beispiel:

DÖRR, Ehrhard (1926-)
[Gymnasiallehrer, Oberstudiendirektor, in Kempten; Florist des Allgäus]
Bayern (Allgäu): 3.849 (Z 1966-87).

Erläuterung:

Insgesamt 3.849 von Herrn Ehrhard DÖRR (geb. 1926) gesammelte Belege aus dem Allgäu sind im Zeitraum 1966 bis 1987 in mehreren Lieferungen zugegangen.

2. Beispiel:

FALCONER, Hugh (1808-1865)
Tenasserim [Birma]: 127 (Z 1865, ex CAL); Indien: [Anzahl unbekannt] (Z 1869, ex K).

Erläuterungen:

M hat vom Herbarium in Kalkutta (Akronym "CAL") im Jahre 1865 127 Belege (bei diesen alten Angaben in der Regel gleichbedeutend mit Anzahl verschiedener Arten) von Hugh FALCONER (geboren 1808, gestorben 1865) in Tenasserim (heute zu Birma gehörig) gesammelter Pflanzen erhalten. Weiter ging 1869 aus dem Herbarium in Kew (Akronym "K") eine unbekannte Anzahl von FALCONER in Indien gesammelter Pflanzen zu.

3. Beispiel:

G (Conservatoire et Jardin botaniques, Genève)
"Afrika" und Madagaskar: 22 (Z 1969); verschiedene Herkünfte: 136 (Z 1970-71); Griechenland: 13 (Z 1976); Peru: 28 (Z 1978). Exsiccata Genavensia: fasc. 1-4 (Z 1970-74).

Erläuterungen:

Aus dem Genfer Herbar (Akronym "G") gingen im Jahre 1969 zu: 22 Dubletten aus Afrika [keine exaktere geographische Kennzeichnung gegeben] und Madagaskar; in den Jahren 1970 und 1971: insgesamt 136 Dubletten geographisch sehr verschiedener Herkunft; im Jahre 1976: 13 Belege aus Griechenland und im Jahre 1978: 28 Aufsammlungen aus Peru (die genannten Dubletten stammen in jeder einzelnen Sendung von mehreren verschiedenen Sammlern [die auf den Inventarlisten entweder nicht genannt sind oder die hier nicht aufgeführt werden, weil nur eine geringe Anzahl von Bögen je Sammler vorliegen]).

Weiterhin gingen zwischen 1970 und 1974 aus Genf die Faszikel 1-4 des Exsiccatenwerks "Exsiccata Genavensia" zu.

(An dieser Stelle sind nur jene Phanerogamen-Zugänge aus Genf genannt, die nicht bestimmten Sammlern zugeordnet werden konnten. Der Katalog weist jedoch über 750 weitere Dubletten aus, die aus Genf zugegangen sind. Letztere Dubletten waren Sammlern zuzuordnen und finden sich unter deren Namen erwähnt [vergleiche: L. BERNARDI, P.E. BOISSIER, F. FERREYRA, H.A. JUNOD, A. KAYSER, F. SCHMID], nicht jedoch an dieser Stelle).

4. Beispiel:

MEYER, Carl Andreevich (1795-1855) Sibirien: [Anzahl unbekannt] (Z 1849, im Herbarium ZUCCARINI).

Erläuterungen:

Eine unbekannte Anzahl von C.A. MEYER in Sibirien gesammelter Belege ging als Bestandteil des Herbariums J.G. ZUCCARINI [siehe dort!] im Jahre 1849 zu.

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