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2. Geschichtlicher Werdegang
1807 Mit der Konstitutionsurkunde vom 1. Mai 1807 erhält die Königliche Bayerische Akademie der Wissenschaften durch König Maximilian I. Joseph ihre Verfassung, nach der ihr auch das Naturalienkabinett unterstellt (d.h. als ihr Attribut erklärt) wird. Damit werden die noch in kgl. Besitz in der Residenz befindlichen, aus Zweibrücken hergebrachten Sammlungen zoologischer, botanischer, mineralogischer und physikalischer Art, sowie das v. RIEDLsche Kabinett den Sammlungen der Akademie einverleibt. [Die botanischen Sammlungen dieser Periode bestanden wohl ganz überwiegend aus Monstrositäten, so daß die eigentliche Geburtsstunde des Münchner Herbars im Jahre
1813 mit dem Ankauf der v. SCHREBERschen Sammlung beginnt.]
Bald darauf kommt es zu einer Teilung der Konservatorien; 1811 übernimmt J.B. v. SPIX die Sammlungen der Zoologie und Anthropologie, 1813 F. v. SCHRANK die der Botanik.

1813-1835 Franz von Paula von SCHRANK (seit dem 12. Oktober 1809 "ordentliches frequentierendes Mitglied" der Akademie und "erster Vorstand des dahier anzulegenden botanischen Gartens" [eröffnet 1812]) wird 1813 auch Direktor ("1. Konservator") des gleichzeitig gegründeten "Herbarium Regium Monacense" (das in den Räumen des Akademie-Gebäudes "Wilhelminum" untergebracht ist.)

1817-1820 Carl Friedrich Philipp MARTIUS (seit 1815 als Eleve, 1816 als Adjunkt bei der Akademie angestellt) unternimmt zusammen mit J.B. v. SPIX eine Expedition durch Brasilien, deren botanische Aufsammlungen im Münchner Herbar hinterlegt werden.

1820-1835 C.F.P. v. MARTIUS wird nach seiner Rückkehr aus Brasilien persönlich geadelt und zum "2. Konservator" am Königlichen Herbar und Garten berufen.

1826 Als nach dem Tode König Maximilians I. Joseph sein älterer Sohn Ludwig I. die Universität von Landshut nach München verlegt (sie blieb bis 1840 im Gebäude der Akademie, dem "Wilhelminum" [vormals Jesuiten-Maltesergebäude, Neuhauser Straße 51] untergebracht), erhielten auch die Akademie und die Verwaltung der wissenschaftlichen Sammlungen neue Statute (21.03.1827). Die Sammlungen sollten nunmehr nicht mehr Attribute der Akademie, sondern selbständig sein und vorwiegend dem Bedürfnis des Unterrichts der Universität dienen. Anderseits sollten die von der Universität selbst aus Landshut mitgebrachten Sammlungen zwar weiter im Besitz der Universität bleiben, aber den anderen Sammlungen (unter besonderer Kennzeichnung) angegliedert werden. Zur Aufsicht wurden Konservatoren bestimmt, die aus dem Kreise der Angehörigen der Akademie oder/und der Universitätsprofessoren genommen werden sollten und vom König ernannt wurden. Die diesen beigegebenen Adjunkte sollten ebenfalls zu Universitätsvorlesungen verpflichtet sein.

Bereits im Vorgriff auf diese Regelung wird das von Joseph August SCHULTES begründete "Universitätsherbar" 1826 nach München überführt und mit dem Herbarium Regium Monacense vereint3.

1835 Ankauf des Herbars des Feldgeistlichen Franz Xaver BERGER, mit einer bedeutenden Sammlung griechischer Phanerogamen.

1835-1848 Nach dem Tode v. SCHRANKs (1835) wird v. MARTIUS Direktor von Herbar und Garten und o.Professor für Botanik an der Universität; Joseph Gerhard ZUCCARINI wird 2. Konservator an Herbar und Garten.

[Für die Bearbeitung seiner "Flora Brasiliensis" kann v.MARTIUS über Drittmittel weitere Wissenschaftler als "persönliche Assistenten" beschäftigen, so etwa: August Wilhelm EICHLER, Julius Hermann SCHULTES (II), Otto SENDTNER (1843-1847?), u.a.].

1848-1854 Nach dem Tode ZUCCARINIs wird die Stelle des 2. Konservators geteilt; je eine halbe Stelle bekommen Ferdinand KUMMER [ab 1848 wird dieser als "Kustos" geführt] und SENDTNER [1848 als "Adjunkt" geführt].

1849 Ankauf (für das "Universitätsherbar") des sehr umfangreichen Gefäßpflanzenherbariums von J.G. ZUCCARINI.

1854-1857 Interregnum nach dem vorzeitigen Rücktritt von v. MARTIUS (1854). Die Amtsgeschäfte des 1. Konservators führt SENDTNER, als Kustos fungiert KUMMER.

1857-1859 Die Direktion von Herbar und Garten in Personalunion wird aufgegeben. Beim Amtsantritt Carl Wilhelm von NÄGELIs (1857), der die Direktion des Gartens übernimmt, erhält SENDTNER den neugeschaffenen zweiten Lehrstuhl für Botanik und wird 1. Konservator des nunmehr verselbständigten Herbars.

1859-1891 v. NÄGELI vereinigt Garten und Sammlungen nach SENDTNERs frühem Tod nochmals in einer Hand, jedoch bleibt dies im Hinblick auf das Herbarium rein formal, da gleichzeitig (1859) Ludwig RADLKOFER als "Adjunkt" mit der Leitung der Sammlungen beauftragt wird.

KUMMER bleibt bis zu seinem Tode (1870) Kustos und wird in dieser Funktion von den Assistenten Julius Hermann SCHULTES (II) (1854-1887, einem Sohn des Landshuter Professors J.A. SCHULTES) und später von Johann Evangelist WEISS (01.10.1887-09.12.1918) abgelöst. [Dr. med. Hermann DINGLER war Kustos an den "Botanischen Anstalten" in den Jahren 1878-1889; ob er dabei im Bereich der Herbarien beschäftigt wurde, konnte noch nicht ermittelt werden.]

1865 Umzug des "Herbarium Regium Monacense" aus dem Akademiegebäude ("Wilhelminum") in das neue Gebäude an der Karlstraße 29 (Ecke Luisenstraße).

1871 Zugang des (europäischen) Moosherbars von P.G. LORENTZ (und in ihm wesentlicher Teile des Laubmoosherbars von O. SENDTNER).

1877 Zugang des Moos- und Flechtenherbars F. KAYSER, sehr reich an alten Exsiccatenwerken.

1883 Ankauf von wesentlichen Teilen des Flechtenherbars A. v. KREMPELHUBER.

1891 Nach dem Tode v. NÄGELIs und der Berufung Karl Eberhard v. GOEBELs als Nachfolger kommt es erneut zur Trennung von Garten und Sammlungen; sogar die Einheit des "Königlichen Herbars München" geht verloren. v. GOEBEL wird auf den ersten botanischen Lehrstuhl [Allgemeine Botanik] berufen und wird Direktor des Botanischen Gartens und des ebenfalls zur Akademie der Wissenschaften gehörigen, 1891 neu geschaffenen "Pflanzenphysiologischen Instituts". Sehr an Moosen und Pteridophyten interessiert, erzwingt er die Überstellung der Kryptogamen-Sammlungen in seinen Amtsbereich. Diese werden 1892 dem Pflanzenphysiologischen Institut zugeordnet.

RADLKOFER (seit 1863 Inhaber des zweiten botanischen Lehrstuhls [Systematische Botanik]) wird Direktor des nunmehr "Botanisches Museum" genannten Phanerogamen-Herbariums.

Kryptogamen-Sammlungen
Lehrstuhl Prof. v. GOEBEL
Phanerogamen-Sammlung
Lehrstuhl Prof. RADLKOFER
Direktor: Direktor:
1891-1932 Karl Eberhard von GOEBEL 1891-1927 Ludwig RADLKOFER
Kustoden: Kustoden:
1891-1906 Karl GIESENHAGEN 1890-1891 Hans SOLEREDER
1906-1913 Otto RENNER 1894-1902 Franz Wilhelm NEGER
1913-1944 Karl von SCHOENAU 1902-1927 Hermann ROSS
   
1898 Zugang des Moosherbars F.  ARNOLD (Schenkung).  
1901 Zugang des Flechtenherbars F.  ARNOLD (Schenkung).  
1906 Zugang des Moosherbars A.  HOLLER  
1914 Zugang des Lebermoosherbars O.  SENDTNER.  
1915 Ankauf der Meeresalgensammlung T.  REINBOLD, der bisher bedeutenste Zugang des Algenherbars.  
1920 Ankauf des sehr reichen Moos-, Flechten- und Pteridophytenherbars M.  FÜRBRINGER.  
1927 ROSS wird nach RADLKOFERs Tod bis zu seiner Pensionierung (wenige Monate später) kommissarischer Direktor.
1930 Zugang des Pilzherbars G.  NIESSL von MAYENDORF. Später wird die Direktorenstelle am Herbar und mit ihr das Ordinariat für Systematische Botanik ersatzlos gestrichen.
Nominell leiten die Direktoren der "Allgemeinen Botanik" das Herbar, faktisch geschieht dies aber durch Karl SUESSENGUTH (Konservator 1927-1947).

1931-1934 Direktor: Fritz von WETTSTEIN
Die 1892 getrennten Sammlungsbereiche "Kryptogamen-Herbarien" und "Phanerogamen-Herbar" kommen mit Übernahme des Pflanzenphysiologischen Instituts durch WETTSTEIN am 01.10.1931 wieder unter eine einheitliche Direktion.
Kustoden: v. SCHOENAU (Kryptogamen) und SUESSENGUTH (Phanerogamen).
1933 Zugang des Gefäßpflanzen- und Kryptogamenherbars C.F. CORRENS.
1934-1937 Direktor: Friedrich Carl von FABER
Kustoden: v. SCHOENAU (Kryptogamen), SUESSENGUTH (Phanerogamen).
1937 Die "Verwaltungen der wissenschaftlichen Sammlungen des Staates" werden gegründet.
(1962)  Die "Verwaltung" der Naturwissenschaftlichen Sammlungen wird verselbständigt.
(1969)  Die "Verwaltung" der Naturwissenschaftlichen Sammlungen wird in "Generaldirektion" umgetauft.
1939 Zugang des Moosherbars H. PAUL.
1943-1946 Erst nach der Brandkatastrophe im Herbar Berlin-Dahlem konnten in diesen Jahren des 2.Weltkriegs die gesamten Pflanzenbestände der Botanischen Staatssammlung, um sie vor Luftangriffen zu bewahren, nach Mondsee, Lautrach und Adldorf ausgelagert werden.
1945-1947 Kommissarischer Direktor: SUESSENGUTH
1946 Rückführung der ausgelagerten Herbarbestände nach München
1947-1955 Direktor: SUESSENGUTH (das Herbar ist damit, erstmals seit v. NÄGELI, wieder institutionell verselbständigt)
Konservatoren:
Hermann MERXMÜLLER (16.05.1951-29.12.1955: wiss. Assistent, 30.12.1955-19.02.1956: Konservator),
Josef POELT (1954-1965).
1950 Die Botanische Staatssammlung beginnt mit der Herausgabe einer eigenen, jährlich erscheinenden Zeitschrift: "Mitteilungen der Botanischen Staatssammlung".
1956-1985 MERXMÜLLER wird am 20.02.1956, nach SUESSENGUTHs plötzlichem Tod, Leiter des Herbariums, 1958 erhält er zudem den neugegründeten Lehrstuhl für Systematische Botanik an der Universität und wird Direktor der Botanischen Staatssammlung.
Die traditionelle Gliederung in zwei große Abteilungen, "Kryptogamen" und "Phanerogamen", wird beibehalten. Später werden die Pteridophyten (wegen vieler mit Blütenpflanzen gemischter Zugänge und der Übereinstimmungen mit den Phanerogamen in konservatorischer und herbartechnischer Hinsicht) der Phanerogamen-Abteilung zugeordnet .

  • A. Kryptogamen-Abteilung, Leiter und Stellvertreter des Direktors:
    J. POELT (1954-1965), A. BRESINSKY (1965-1973), H. HERTEL (1973-).
    Weiterer Konservator:
    BRESINSKY (1961-1965) [Planstelle 1965 zur Gefäßpflanzen-Abteilung gezogen].

  • B. Gefäßpflanzen-Abteilung, Leitung: MERXMÜLLER
    Konservatoren:
    1. Heino Hermann HEINE (1956-19584); Helmut ROESSLER (1959-1988)
    2. Annelis SCHREIBER (1957-)
    3. Dieter PODLECH (1965-1967); Wolfgang LIPPERT (1967-).


1957 Zugang des Pilzherbars S. KILLERMANN.
1960 Ankauf des Gefäßpflanzen- und Moosherbars W. FREIBERG.
1962 Expedition in das Khumbu-Gebiet im östlichen Nepal durch J. POELT mit reichen Aufsammlungen aus dieser bisher kaum erforschten Region.5
1969 Zugang des Moosherbars P. THYSSEN und der Diatomeen-Sammlung F.-J. WEINZIERL.
1971 Zugang des Pilzherbars A. ALLESCHER.
Zugang des Pilzherbars K. RUTTMANN.
Zugang der Gefäßpflanzen-, Pilz- und Flechtenherbarien H. & H. DOPPELBAUR
1972 Zugang des Moosherbars R. GRÜTZMANN.
1973 Zugang des Flechten-, Moos- und Phanerogamenherbars H. HERTEL.
1980 Zugang des Moos- und Flechtenherbars E. WALTER.
Zugang des Herbars der Technischen Universität München (Moosherbar DIHM, Gefäßpflanzensammlung MERKL).
1982 Ausbau des Speicherraums im Herbarflügel zu einem weiteren Magazinraum für Pilze.
1985 Nach H. MERXMÜLLERs Emeritierung übernimmt H. HERTEL die kommissarische Leitung der Botanischen Staatssammlung.
1986 Neuordnung der Frucht- und Sammensammlung; Neuordnung des Blattminen-Herbars.
1987 Zugang des Polyporaceen-Herbars H. JAHN.
1988 Zugang des Inocybe-Herbars von J. STANGL.
Auslagerung der gesamten Flüssigkeitssammlungen in das Anwesen Maria-Ward-Straße 1 b (Naturkundliches Bildungszentrum).

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